Erste Kurztagung der Werkstätte Gemeinwesenarbeit (GWA)
Die Jahre der Pandemie und der sie begleitenden Einschränkungen veränderten gewohnte Muster und Praktiken der Raumnutzung nachhaltig. Aufenthaltsbegrenzungen und Abstandsregeln hatten Einfluss auf die Nutzung öffentlicher Räume und in den Wohnungen mussten viele Aufgaben bewältigt werden, für die in vielen Fällen eigentlich kein Platz war. Außerdem wirkt die zunehmende Verschränkung von virtuellem und realem Raum ambivalent: Sie eröffnet neue Möglichkeiten, birgt aber auch Risiken, insbesondere durch die Normalisierung von Kontrolle und Restriktionen.
Das Verhältnis zwischen öffentlichen, privaten und digitalen Räumen hat sich nachhaltig verändert. Der Staat wandelte dabei sein Bild zwischen einem aktiven, unterstützenden und autoritären Gesicht. Die Zivilgesellschaft verlor Räume, Möglichkeiten sich zu organisieren oder musste sich umorientieren und Aktivitäten in digitale Räume verlagern. Dahingegen entstanden auch neue soziale Bewegungen. Die Bewegung der Coronaskeptiker*innen entdeckte die Straße als Protestraum, war aber durchsetzt von rechtsextremen und patriarchalen – also antiemanzipatorischen Ideen. Antirassistische, feministische sowie queere Bewegungen versuchten die Straße ebenso wieder zurück zu erobern, genauso wie die Klimabewegung.
Welche Räume aber benötigen wir für eine solidarische emanzipatorische Gesellschaft, in denen Diskurse und Aushandlungen stattfinden?
Welche Räume brauchen Erwachsenenbildung, Gemeinwesenarbeit, Kulturarbeit und soziale Bewegungen?
Was lernen wir dabei aus der Pandemie?
Welche Bedeutung haben physische Räume für emanzipatorische Kollektivierungs- und Bildungsprozesse?
Welche neuen Räume können entwickelt oder zurückgewonnen werden?
Bei der diesjährigen Tagung stehen diese Fragen im Mittelpunkt, insbesondere mit Blick auf die Raumbedarfe von marginalisierten Gruppen, die über wenig Privatsphäre verfügen und auf den öffentlichen Raum angewiesen sind. Wegen der fehlenden Aussicht auf eine Post-Corona-Zeit – eine Rückkehr zum Bisherigen würde in vielen Fällen keine Besserung bieten – wird auch über den Umgang der Gemeinwesenarbeit und der Erwachsenenbildung mit Unsicherheiten, über Möglichkeiten des Treffens sowie über Kommunikation auf Distanz nachgedacht.
Projekte / Initiativen:
Digital Village
Institution: VHS Wien
Vertreterin: Mag.a Angelika Hrubesch, MAS; Mag.a Vanessa Kinz
Beschreibung des Themas / der Initiative:
Unter dem Motto „Sicher in die digitale Welt!“ veranstaltet die VHS Digi-Infotage in Gemeindebauten in ganz Wien. Bewohner*innen und Anrainer*innen können sich von unseren Digi-Experts beraten lassen und ihre Fragen zu Anwendungen auf Smartphone, Tablet oder Laptop werden beantwortet. Die Digi-Infotage finden im Rahmen des Projektes „Digital Village“ statt, das aus den Mitteln der AK Wien gefördert und in Kooperation mit wohnpartner durchgeführt wird. Terminübersicht für Interessent/innen: www.vhs.at/de/digiinfotag (angelika.hrubesch@vhs.at)
a-Zone
Institution: a-ZONE / Vinklnova domačija
Vertreter: Zdravko Haderlap
Beschreibung des Themas / der Initiative:
Die „a-ZONE“ versteht sich als Kunst- & Kulturraum sowie als Forschungs- und Bildungsraum, in dem vor allem das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt und zur Geschichte der grenzüberschreitenden Region der Ostkarawanken kritisch betrachtet und beleuchtet werden kann.
Weiterführende Information: www.haderlap.at/
Gemeinschaftliche Räume im Wohnquartier im Kontext von Besiedelungsbegleitung & Quartiersmanagement
Institution: Stadtteilarbeit, Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not
Vertreterin: Dipl.-Ing. Dr. Katharina Kirsch-Soriano da Silva
Beschreibung des Themas / der Initiative:
Gemeinschaftlich nutzbare Räume sind wertvolle Ressourcen in Wohnquartieren. Sie erweitern den privaten Wohnraum, was bei kleinen oder dicht belegten Wohnungen besonders wichtig ist. Sie bieten Möglichkeiten, eigene Ideen und Initiativen - in und mit der Nachbarschaft - zu realisieren. Sie stehen aber mitunter auch im Spannungsfeld verschiedener Interessen und können Kristallisationspunkte für Nutzungskonflikte sein. Die Caritas Stadtteilarbeit begleitet die Aneignung und Nutzung von Gemeinschaftsräumen in Wohnquartieren und hat in verschiedenen Quartieren - auch angesichts der Corona Pandemie - unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
www.caritas-stadtteilarbeit.at
schau.Räume – partizipative Kunstprojekte
Institution: schau.RÄUME
Vertreterinnen: Rosalia Kopeinig, Psychologin, Biografiearbeit bei schau.Räume; Barbara Ambrusch-Rapp, Multimediakünstlerin, www.barbara-rapp.com
Beschreibung des Themas / der Initiative:
schau.Räume ist ein interdisziplinäres Performanceformat, das seit 2011 existiert und in leerstehenden Geschäftsräumen tabuisierte und marginalisierte soziale Themen performativ umsetzt. Dies schließt einen interventionistischen und partizipativen Ansatz mit ein. Die Themen werden also nicht nur interimistisch durch Performance im öffentlichen Raum dargestellt, sondern auch durch den partizipativen Ansatz im Sinne von „mitreden“, „mitmachen“, „mitentscheiden“ gestaltet. Dafür werden für die einzelnen Interventionen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen aber auch NGO‘s und Privatpersonen miteinbezogen, die sich aktuell mit der ausgewählten lebensrelevanten Thematik, die gezeigt werden soll, beschäftigen. Ziel des Projekts ist es Begegnungsräume zu schaffen, die im ästhetischen Kontext zum Kunstwerk selbst werden.
Das Format schau.Räume forscht mittels künstlerischer Forschung und Biographiearbeit.
www.schau.raeume.cc