Schwerpunktthemen

der Projektausschreibung 2014

 

(A) Politik, politische Ökonomie und globale Nachhaltigkeit

Die EU plant, das Europäische Jahr 2015 unter den Titel „Entwicklung“ zu stellen. Im dazugehörigen Dokument wird einerseits auf die Rolle der EU als weltweit größte öffentliche Geberin von Entwicklungshilfe hingewiesen. Andererseits werden politische Kohärenz und globale Nachhaltigkeit als Grundsätze der (eigenen) Entwicklungspolitik betont. Somit ist auch ein thematisches Dreieck genannt, in dessen Rahmen viele Projekte und Fachdebatten der (politischen) Erwachsenenbildung in den letzten Jahren durchgeführt werden: Politik, politische Ökonomie und globale Nachhaltigkeit. In Schwerpunkten wie Umwelt, Entwicklung, Green Economy, Globales Lernen, Economic Literacy oder Gemeinwesenarbeit, allesamt Arbeitsfelder unterschiedlicher NGOs und BügerInnen-Initiativen, werden die Wechselwirkungen von Politik, Ökonomie und globaler Nachhaltigkeit ausgelotet. Projekte, die bewusst in dem Spannungsfeld angesiedelt werden, sind ebenso gefragt wie Projekte, die dieses Spannungsfeld zwischen Politik, Ökonomie und Nachhaltigkeit selbst zum Gegenstand haben.


(B) Erinnerungskultur und Geschichtspolitik

2014 werden zwei verheerende Ereignisse auf einmal Anlass zum Gedenken geben: 100 Jahre Beginn des Ersten und 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs. Zweifelsohne haben diese beiden prägenden Katastrophen einen sehr hohen Stellenwert im kollektiven Gedächtnis vieler Gesellschaften inne. Sie sind auch stets präsent, haben sie doch einen Großteil der Welt politisch neu eingeteilt und die ethischen wie rechtlichen Standards des Zusammenlebens einer Korrektur unterzogen. Werden aber daneben auch weitere Jahrestage Platz finden im Gedenkkalender 2014 – etwa 50 Jahre Anwerbeabkommen zwischen Österreich und der Türkei, das den Anfang der „Gastarbeiter“-Migration markiert, oder der 100. Todestag von Bertha von Suttner, deren Buch „Die Waffen nieder“ vor 125 Jahren erschien? Welche Ereignisse fließen überhaupt in das kulturelle Gedächtnis ein und bleiben für eine relativ lange Zeit Bestandteil der Erinnerungskultur? Warum gerade diese Ereignisse und nicht andere? Welche Funktion hat heute die Geschichtspolitik in der Gestaltung des Politischen und in der politischen Bildung? Der Themenschwerpunkt soll, neben Gedenkprojekten selbst, zu Projekten anregen, die sich mit diesen und ähnlichen Fragen auseinandersetzen.


(C) Flucht und Migration – Europäische Grenz- und Asylpolitik

Die große Zahl der im Herbst 2013 bei zwei Schiffbrüchen vor der italienischen Insel Lampedusa ertrunkenen Flüchtlinge hat die europäische Grenz- und Asylpolitik wieder einmal in die Medien gebracht und darüber eine – wenn auch kurze – öffentliche Debatte ausgelöst. Nach Angaben der italienischen Regierung sind bis Ende Oktober 2013 36.000 Flüchtlinge an italienischen Küsten angekommen. Steht der EU ein großer Flüchtlingsansturm bevor, der, zusammen mit anderweitiger Migration, die europäischen Staaten vor eine Überforderung mit weiteren unlösbaren Problemen stellt? Laut UNHCR sind derzeit weltweit 7,6 Millionen Menschen auf der Flucht; die meisten von ihnen haben jedoch in einem Nachbarland Asyl gefunden. So halten sich etwa 95 Prozent von afghanischen Flüchtlingen, der weltweit größten Flüchtlingsgruppe, im Iran und in Pakistan auf; 100.000 Somalis sind nach Jemen geflohen. Die EU-Staaten bilden also nicht die wichtigste Zielregion von Flüchtlingen, stehen somit auch nicht vor einem wahrscheinlichen Flüchtlingsansturm. Die Forderung nach einer humanen, gerechten und politisch sinnvollen EU-Grenz- und Asylpolitik wird u. a. von vielen ExpertInnen gestellt. Wie soll und kann diese aussehen? Welche Rolle kann hierin die politische Bildung übernehmen? Gesucht sind Projekte, welche die Öffentlichkeit über die Rechtslage, aber auch über Forderungen und Alternativkonzepte informieren bzw. zur Entwicklung solcher Konzepte beitragen.


(D) Direkte Demokratie und politische Partizipation – Chancen und Gefahren

Direkte Demokratie, BürgerInnenbeteiligung und politische Partizipation sind derzeit die beliebtesten Stichwörter im zivilgesellschaftlichen Aktivismus. In Form von regionalen Initiativen, alternativen Gemeinwohl-Konzepten oder partizipativen Projekten, wie etwa im Rahmen der Community Education, finden sie hierzulande seit einiger Zeit auch Eingang in die politische Erwachsenenbildung. Dieser Prozess wirft indes Fragen auf: Inwieweit wurden/werden „konventionelle“ Wege repräsentativer Demokratie von diesen Initiativen bereits ausgereizt, sodass sie eine solche Suche nach neuen Formen von Entscheidungsprozessen gestartet haben? Welcher Begriff von Politik und von Demokratie steht hinter Stichwörtern wie „Direkte Demokratie“ und „Partizipation“? Welche Chancen bringen diese mit sich – auch für die politische Erwachsenenbildung? Birgt dieser Trend aber auch Gefahren in sich – wenn etwa die Parteipolitik partizipative Konzepte durch Initiieren von Projekten und Kampagnen für ihre eigenen Ziele missbraucht? Projekte, die sich eines solchen Fragenkomplexes annehmen, werden gesucht.


(E) Diversität und Chancengleichheit in der Erwachsenenbildung

Diversität, Chancengleichheit, interkulturelle Öffnung sowie (intersektionale) Antidiskriminierung sind allesamt Entwürfe, die in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden, um Barrieren, Diskriminierungen und Ausschlüsse in unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens abzuschaffen. Politische Theorien, bildungswissenschaftliche Konzeptionen und allmählich auch Publikationen zu politischer Bildung thematisieren diese Entwürfe; ihren Ausdruck finden diese auch in der Organisationsentwicklung in verschiedenen Sektoren. Wie aber sieht die diesbezügliche Realität in der Erwachsenenbildung selbst aus? Ist Diversität heute eine Selbstverständlichkeit und zugleich ein Faktum in der Erwachsenenbildung? Herrscht darin auch eine weitläufige Chancengleichheit? Oder gibt es auch heute noch Bevölkerungsgruppen, deren Zugang zur Erwachsenenbildung, sei es als TeilnehmerInnen oder als Fachkräfte, durch bestimmte Faktoren erschwert wird? Wie können dann solche Faktoren am effektivsten erkannt und wie können Gegenmaßnahmen eingeleitet werden? Projekte, die sich mit diesen Fragen befassen und den kritischen Blick auch auf die eigene Organisation lenken, sind gefragt.

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